Gewandhausorchester, Alan Gilbert: Franke, Bruckner im Gewandhaus

Über die Veranstaltung

In Leipzigs geliebtem Gewandhaus spielen das Gewandhausorchester und der Pianist Michael Wolny unter der Leitung von Alan Gilbert Werke von Franke und Bruckner.

Ich komponiere nicht für das stille Kämmerlein, sagt Bernd Franke, und doch wurde der Konzertsaal zum stillen Kämmerlein, als sein Konzert Anfang Dezember 2021 uraufgeführt werden sollte, damit nicht ein Virus auf Schallwellen durch den Saal segelt. Genesis hat viel mit Musik aus anderen Kulturen zu tun, vor allem mit indischer, japanischer und chinesischer, und mit Musik vor der Klassik. Nicht zuletzt inspirieren mich meine Beobachtungen zum sozialen Verhalten beim Musizieren. Die ungewöhnliche Form des Werkes entstand im Dialog mit dem Solisten bei der Uraufführung. Michael Wollny wollte musikalische Angebote zum Zuhören und Reagieren, improvisatorische Freiheit. Auch im Orchestersatz eröffnen sich neben komponierten Passagen flexibel gestaltete, aleatorische Situationen mit Möglichkeiten zum freien Spiel. Franke schafft dichte Klangflächen, die komplex klingen, aber einfach notiert sind und in denen die Musiker quasi unabhängig voneinander agieren.

"Landschaften" nennt Franke Teile seines Konzerts — und damit könnte man auch Bruckners Crescendo‐Berge, Fortissimo‐Plateaus, Generalpausen‐Schluchten, Pianissimo‐Wiesen und Kontrapunkt‐Wälder beschreiben. Das Hauptthema der Trompete hebt sich von der sanft bewegten Klangfläche des Anfangs ab, andere Bläser folgen und schaffen ein gewaltiges musikalisches Panorama. Weite Streicher‐Ebenen öffnen sich, Naturtonfolgen kündigen Erhabenes an, doch das pathetische Bruckner‐Thema — die feierlich zelebrierte Prachtversion der ersten Trompeten‐Idee — lässt auf sich warten. Wenn es nach fast einer Viertelstunde in der Mitte des Kopfsatzes kraftvoll aus Hörnern, Posaunen und Trompeten erklingt, ist die Wirkung einfach überwältigend. Doch auch das vermeintlich Unübertreffliche gibt nur einen Vorgeschmack auf das, was am Ende des Satzes und schließlich am Ende des Richard Wagner gewidmeten Werkes, ebenfalls im Zeichen dieses Themas, geschehen wird.

Nützliche Informationen

Das Gewandhausorchester steht aufgrund seiner Geschichte in besonderer Weise für bürgerschaftliches Engagement. Mit Blick auf die Herausforderungen der Gegenwart und das gemeinschaftsstiftende, inspirierende und transformative Potenzial von Musik hat es 2022 eine Demokratie‐Initiative gestartet. Zu drängenden Fragen der Gerechtigkeit, der Ressourcen, der Medien, der Institutionen, der Bildung, der Identität, der Resilienz und des Glaubens treten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und der Kultur miteinander, mit dem Publikum und mit musikalischen Darbietungen in den Dialog.

"Resonanz" ist das Motto über der musikalisch inspirierten, kulturell initiierten Auseinandersetzung mit Grundwerten, Demokratieverständnis und gesellschaftlichem Miteinander. Wir laden Sie ein, an runden Tischen mitzudiskutieren und in Workshops und Performances politische, soziologische, akustische und zwischenmenschliche Facetten von Resonanz experimentell zu erforschen und musikalisch zu erfahren. Inspiriert von musikalischen Kunstwerken öffnen wir Räume für Stimmen der Gegenwart und für Ideen, die das Gemeinwohl stärken — im Austausch zwischen allen, die die Gesellschaft mitgestalten wollen.

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